Scheuchzer, Johann Jakob an Bernoulli, Johann I (1710.05.18)

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Kurzinformationen zum Brief       mehr ...
Autor Scheuchzer, Johann Jakob, 1672-1733
Empfänger Bernoulli, Johann I, 1667-1748
Ort Zürich
Datum 1710.05.18
Briefwechsel Bernoulli, Johann I (1667-1748)
Signatur Basel UB, Handschriften. SIGN: L Ia 667, Nr. 10*
Fussnote Original



File icon.gif Vir Celeberrime

Recepi magno meo gaudio humanissimas Tuas d. 14. Maij Basileae datas[1] cum inclusis Varignonianis.[2] Recepit quoque Frater ultimas Tuas cum inclusis commendatitijs,[3] fidis in Angliam comitibus, Teque, φίλτατον κάρα, Haga comitis, ubi nunc degit, officiose salutat. Interim dum abest, ego Tuum erga ipsum et me affectum, omni quod desideras officiorum genere nutrire ac demereri non desinam.

Invalescit Turffarum negotium apud nos magis et magis, insigni civitatis commodo;[4] eruimus quoque carbones fossiles, quorum venam deteximus, tentaturi quoque, quid valeant in calce viva conficienda, et Lapidibus lateritijs. Torvis hujus generis ausus aspectant oculis vicini nostri, eo jam adacti, ut Ligna adferre cogantur justa magnitudine, qualitate, et viliori pretio.

Nota Tibi haud dubie erit, de qua multus hic sermo, Masneriana violatio Juris Gentium in Urbe Curiensi Rhaetiae facta;[5] Historia breviter huc redit: Jussit Rex Galliae ob graves causas Masneri, qui consiliarius est Curiensis, filium haud procul Geneva abduci; Pater recepto hoc nuntio, propria authoritate File icon.gif 50 circiter homines secum ducit, executores suae in causa propria ut sibi videtur Justitiae, domum, ubi est secretarius Regis Galliae intrat, seminudum corripit, per plateas violenter trahit, verberibus male tractat, in propriam domum captivum ducit, ibique adhuc dum retinet, proprijs manibus virum hunc origine Neocastrensem, Merveilleux cognominatum, jugulaturus, si filius non reddatur. Magistratus loci interim parvum hunc Tyrannum aggredi non audet, reum interim se Regi Gall[o]rum sistens. His vale et me porro ama Celeberr.imi Nominis Tui cultorem perpetuum D. J. J. Scheuchzer

Tiguri. d. 18. Maij 1710.


Fussnoten

  1. Johann I Bernoulli an Johann Jakob Scheuchzer von 1710.05.14.
  2. Dieser Brief von Pierre Varignon an Johann Jakob Scheuchzer von 1710.05.06 (ZB Zürich, Ms H 308, pp. 75-76) war dem Brief von Varignon an Johann I Bernoulli von 1710.05.06 zur Weiterleitung beigelegt.
  3. Hierbei handelt es sich wohl um den Brief von Johann I Bernoulli an Johannes Scheuchzer von 1710.04.09. Nebst dem Brief von Johann I Bernoulli an Abraham de Moivre von 1710.04.09, waren ihm vermutlich auch die Briefe an Adam Menson Isink von 1710.04.09 und an William Burnet von 1710.04.09 beigelegt. Ausserdem schreibt Bernoulli in diesem Brief, er werde noch eine Empfehlung an Leibniz senden, was mit seinem Brief an Leibniz von 1710.04.26 erfolgte.
  4. Die Brüder Scheuchzer spielten bei der zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Schweiz einsetzenden Erforschung und Nutzung von Torf und Steinkohle eine wichtige Rolle. Angesichts des zu dieser Zeit stark steigenden Bedarfs an Brennstoff und der damit verbundenen Knappheit an Holz entstand zunächst in Neuenburg und in Zürich ein Interesse an der Nutzbarmachung von Torf und Steinkohle. Siehe dazu Hebeisen, Philippe, Torfstecherei, in: e-HLS). So wurden in diesen Jahren die ersten, von Zürich geleiteten Arbeiten bei Käpfnach und auf den Torfmoosen am Katzensee gemacht (siehe Wolf, Biographien, vol. I, pp. 213-214). Johann Jakob Scheuchzer ist 1708 von der Zürcher Regierung in eine siebenköpfige Kommission zur Untersuchung der Kohlenvorkommen gewählt worden und hat sich in diesem Rahmen mit der Nutzung der Steinkohle in der Schweiz auseinandergesetzt. Siehe dazu Schweizerische Geotechnische Kommission (ed.), Kohle (Online bei SGTK). Auch Johannes Scheuchzer schreibt in seinem Brief von 1708.08.11, dass die Zürcher Regierung ihn beauftragt hat, die Nutzbarmachnung von Torf und Steinkohle zu erforschen und er berichtet, zusammen mit seinem Bruder in der Nähe des Zürichsees eine Steinkohlenlagerstätte gefunden zu haben. Johann Jakob Scheuchzer behandelte das Thema Torf und Steinkohle in mehreren seiner Publikationen. So zum Beispiel in Seltsamer Naturgeschichten des Schweizer-Lands wochentliche Erzehlung (Beschreibung der Natur-Geschichten des Schweizerlands, Teil 1), Zürich (J. J. Scheuchzer) 1706, pp. 6-8, in Herbarium diluvianum ..., Tiguri [Zürich] (D. Gessner) 1709, Anhang, sowie auf der Nova Helvetiae tabula geographica, auf der die Torfstecherei abgebildet ist. Zum Beitrag der Brüder Scheuchzer zur Erforschung und Gewinnung von Torf und Steinkohle in der Schweiz siehe Früh, Johann Jakob/Schröter, Carl, Die Moore der Schweiz. Mit Berücksichtigung der gesamten Moorfrage (Beiträge zur Geologie der Schweiz, geotechnische Serie, 3. Lieferung), Bern 1904, pp. VIII-IX sowie Dürst, Arthur, Johann Jakob Scheuchzer. Nova Helvetiae tabula geographica, Zürich 1971, p. 47.
  5. Thomas Massner (1663-1712) war ein einflussreicher Kaufmann und Bankier aus Chur im Dienst fremder Mächte. 1710 wurde sein einziger Sohn bei Genf als Pfand für angebliche Geldforderungen nach Frankreich entführt, was Massner mit der Gefangennahme des Prinzen von Vendôme beantwortete. Der daraus entstandene sogenannte Massnerhandel fand ein europaweites Echo und wurde als Konflikt zwischen Frankreich und Österreich interpretiert. Das Ilanzer Strafgericht verurteilte Massner 1711 in Abwesenheit zum Tod und zog sein Vermögen ein. Siehe dazu auch Simonett, Jürg, Massner, Thomas, in: e-HLS und Haller, Gottlieb Emanuel von (ed.), Bibliothek der Schweizer-Geschichte und aller Theile, so dahin Bezug haben, Teil 5, Bern (R. A. Haller) 1787, p. 507.


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