Scheuchzer, Johannes an Bernoulli, Johann I (1707.08.21)

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Kurzinformationen zum Brief       mehr ...
Autor Scheuchzer, Johannes, 1684-1738
Empfänger Bernoulli, Johann I, 1667-1748
Ort Zürich
Datum 1707.08.21
Briefwechsel Bernoulli, Johann I (1667-1748)
Signatur Basel UB, Handschriften. SIGN: L Ia 668, Nr. 1*
Fussnote



File icon.gif Vir Excellentissime, Clarissime.

Ex itinere nostro[1] reduces, aura Tigurina nunc iterum fruimur; Hermannum Clavenae reliquimus Patavium tendentem;[2] An Italorum genius, cuius prosapiam quandam jam Clavenae Sentiit Optimo viro corducat, brevi, ut credo, demonstrabitur. Caeterum in ipso itinere nostro jucundum visu erat Iridis circulus integer in Cataracta horam unam Clavena distante visus,[3] in cuius tamen ipsa circumferentia oculi cuiuslibet spectatoris constituebantur,[4] sed oportebat in roridas quasi nubes ab aqua ex alto praecipitata, et in vapores resoluta, ortas descendere.[5] Soglij[6] apud Celebrem, notamque procul dubio T[ibi] Nobilem Hortensiam de Salis Literas vidi Excell.mi Zuingeri[7] de Lunae incolis sat, quod in aurem, dixerim, curiosas, de quibus forsitan oretenus. Basileam veniendi animus adhuc est,[8] nisi aliorsum me vocent negotia quaedam: quapropter Rogo ut aeque de sumptibus pro mensa impendendis quam institutioni locandis certiorem me facias; quid valeant humeri, quid ferre recusent, tentabo, sin aliter Tanto Praeceptore haud indignum File icon.gif me discipulum recis[9], Bernoulliano per totum Literarium orbem radianti nomini mea quaecunque Tenuissimo pendentia filo consecrare, gaudium erit, et si vel maxime laribus Tuis fruendi facultas miserculo denegaretur, Favores Favariensi in voragine[10] mihi demonstrati etiam ultra posse meum me ligant, quapropter, ad qualiacunque officia vires meas cognoveris esse suffenas, jube, impera et tandem concede ut titulo superbiam Excellentissimi Bernoulliani Nominis Cultoris perpetui Iohan. Scheuchz. M. D.

Tiguri Raptim: die 21. Aug. 1707.

P. S. A fratre meo salutem officiosissimam.

File icon.gif à Monsieur

Monsieur Bernoulli Trescelebre

Professeur en Mathematique, et

Docteur en Medecine pour Le present

à Basle [11]


Fussnoten

  1. Diese Alpenreise ist beschrieben in Scheuchzer, Johann Jakob, Ouresiphoitēs Helveticus, sive, itineris Alpini descriptio sexta, anni MDCCVII. Nunc primum edita, in: Ouresiphoitēs Helveticus, sive, Itinera per Helvetiae alpinas regiones facta annis MDCCII, MDCCIII, MDCCIV, MDCCV, MDCCVI, MDCCVII, MDCCIX, MDCCX, MDCCXI ... in quatuor tomos distincta, Lugduni Batavorum [Leiden] (P. Van der Aa) 1723, vol. 3, pp. 427-463. Während dieser Reise trafen sich die Brüder Scheuchzer und Johann I Bernoulli in Pfäfers bei Sargans im Kanton St. Gallen, wo sich ein zur damaligen Zeit beliebtes Thermalbad befand. Gleichzeitig hielten sich auch Jacob Hermann, der unterwegs nach Padua war, Bernoullis Schwiegervater Daniel Falkner (1646-1711) und vermutlich auch der Basler Bonifatius Faesch (1651-1713) dort auf. Siehe dazu die Briefe von Jacob Hermann an Johannes Scheuchzer von 1707.06.08 und 1707.06.29.
  2. Johannes Scheuchzer begleitete Jacob Hermann bis nach Chiavenna auf dessen Reise nach Padua, wo dieser den mathematischen Lehrstuhl antrat.
  3. Gemeint ist die Cascata di Piuro nordöstlich von Chiavenna im Bergell am Fuss des Bergs Savogno. Von diesem Wasserfall und dem dort beobachteten Phänomen des kreisförmigen Regenbogens berichtet auch Johann Jakob Scheuchzer im Abschnitt Von denen Regenbögen in den Naturgeschichten des Schweizerlands (Beschreibung der Natur-Geschichten des Schweizerlands, Teil 2), Zürich (J. J. Scheuchzer) 1707, p. 46. Das Phänomen ist zudem auf Johann Jakob Scheuchzers Schweizerkarte von 1712-1713 abgebildet. Siehe Dürst, Arthur, Johann Jakob Scheuchzer. Nova Helvetiae tabula geographica, Zürich 1971, pp. 52-53.
  4. Diese Aussage Scheuchzers bei der Beschreibung des Regenbogens ist falsch oder zumindest missverständlich, was von Johann I Bernoulli im folgenden Brief auch moniert wird. Das Auge des Beobachters eines Regenbogens kann sich in der Tat nicht auf dem Rand des beobachteten Regenbogens befinden. Scheuchzer meinte möglicherweise eher, dass das Auge des Beobachters senkrecht über dem Rand des am Boden beobachteten Regenbogens steht, auf den es herabsieht. Diese bereits von Descartes beschriebene Beobachtersituation ist auch auf der Abbildung auf Johann Jakob Scheuchzers Schweizerkarte korrekt dargestellt.
  5. Siehe auch den Brief von 1707.08.28 an Johann I Bernoulli. Dort geht Johannes Scheuchzer nochmals ausführlicher auf das beobachtete Phänomen ein.
  6. Johannes Scheuchzer reiste offenbar von Chiavenna nach Soglio weiter.
  7. Es handelt sich um einen Brief von Theodor Zwinger III (1658-1724), Arzt und Professor der Anatomie und Botanik in Basel, an Hortensia von Salis (1659-1715), der vermutlich nicht mehr erhalten ist.
  8. Johannes Scheuchzer hielt sich bereits als Student 1706 bei Johann I Bernoulli auf. Der Plan eines erneuten Aufenthalts in Basel wird in mehreren Briefen thematisiert. Nach mehrfachem Aufschub liess Scheuchzer diesen Plan fallen. Schliesslich weilte er im September 1714 – allerdings nur kurz – bei Bernoulli zu Besuch. Im Winter 1714/1715 hielt er sich länger in Basel auf. Siehe Johannes Scheuchzer an Johann I Bernoulli von 1714.08.08, Johann I Bernoulli an Johannes Scheuchzer von 1714.09.06 sowie Johannes Scheuchzer an Johann I Bernoulli von 1714.09.09 und 1715.02.01.
  9. Gemeint ist wohl "recipis".
  10. Die Taminaschlucht bei Pfäfers.
  11. Lacksiegel mit Scheuchzer-Wappen.


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