Scheuchzer, Johannes an Bernoulli, Johann I (1715.11.17)

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Autor Scheuchzer, Johannes, 1684-1738
Empfänger Bernoulli, Johann I, 1667-1748
Ort Zürich
Datum 1715.11.17
Briefwechsel Bernoulli, Johann I (1667-1748)
Signatur Basel UB, Handschriften. SIGN: L Ia 668, Nr. 77*
Fussnote



File icon.gif Viro Excellentissimo, Fautori suo Honoratissimo

D.o Iohanni Bernoullio

S. P. D.

Johannes Scheuchzerus.

Proditura nunc esse in lucem videtur horrenda illa Cantonum Catholicorum erga Reformatam Helvetiam conspiratio;[1] Haecque causa est cur praesentibus Tua interrumpam negotia, tanto minus praestolans frequentioris meae libertatis reprehensionem, quo res ardua magis est, ac discriminis plena: multi circumferuntur de executionis modo, rumores, qui atroces praedicant strages, incendia, et alia similia, de quibus ad Rempublicam nostram Bernates equidem nihil misere, reservando ulteriora in proximum usque colloquium. Ipsa autem, quam nunc mitto, negotij Ichnographia, quae 8 illos constituit secretos Articulos, foederi Gallum inter et Catholicos pacto ennexos, superflue monstrat quam venenosus anguis in maledicta jaciat herba. En rei summam.

1. Retablirung der Eydtgnoßschafft in den alten Ruhestand (mit güte oder gewalt) jedoch daß eine Vollkommene Neuteralitet darinnen jederzeit punctual gehalten werde.

2. Im fahl zu solcher einrichtung gewalt Vonnöthen, so solten die Cathol. alle Ihre gräntzen wol bewahren, das übrige alle[s] frömbder hülff überlaßen.

File icon.gif 3. das Kloster St. Gallen solle gleichfahls in Vorigen Besitz gestellt werden, mit erwehlung eines Neüen Abts durch mitwürkung und Execution deß Churfürsten Von Bayeren[2].

4. zu Beständiger ruh und sicherheit, solle Thurgöw und Kyburg an den Kayßer[3] gelangen umb ein aequivalent (an land oder jährlicher Pension, wie auch gewüßer hülff im Fahl der Noth und anrüffung) für die Cathol. Orth.

5. Ingleichem dem Hertzog auß Saffoyen[4] seine alte Praetensionen gegen einiche theil des Wellschen Berner-gebieths, Ratificirt und Manutenirt seyn sollen, doch auch mit gewüßer Pension und hilffs-Völkeren für die Cathol.

6. Frankreich solle die Catholische Eydtgnoschafft in Ewigen schutz nemmen, gleichsam alß einen theil seines Reichs, auch etwelchen dero Bischöffen zu ihren alten Praetensionen Verhülfflich seyn.

7. Nicht weniger auch der Kayßer, alß einen theil seines Reichs Sie beschützen, und in beständigem Friden Sie zu erhalten trachten solle.

8. Kayßer und König[5] sollen durch ihre vielmögende Patrocinanzen Bey Ihro Päbstl. Heil.[6] für die Catholischen Cantons auswürken, daß Ihnen auß überflüßigen güteren etwelcher Clösteren, und anderer Geistl. Stifftungen (So wol in Ihrem alß der Reformirten Bottmäßigkeit, eine namhafte portion zur hülff und beysteür jährlich applicirt werden möge.

File icon.gif En ejus, quod ad notitiam nostri pervenit, totam summam, reliqua hac Septimana expectamus specialiora. Interim hoc maxime notari meretur, Galliae Regem, cui nunc plus quam sufficit marmorea tumba,[7] nullibi in Theatro comparare dum divisionis Scena agitur, expectaturus sine dubio, si vixisset, retro Scenam proportionatam sibi et accommodam Helveticae Terrae partem. His Interim vale et mihi porro favere ne dedigneris,

dabam Tiguri. d. 17. 9bris 1715.


Fussnoten

  1. Zum Trücklibund vgl. die Anmerkung im Brief von Johannes Scheuchzer an Johann I Bernoulli von 1715.09.21.
  2. Maximilian II. Emanuel war von 1679 bis 1726 Kurfürst von Bayern.
  3. Karl VI. war von 1711 bis 1740 römisch-deutscher Kaiser.
  4. Viktor Amadeus II. war von 1675 bis 1720 und nochmals von 1730 bis 1732 Herzog von Savoyen.
  5. Louis XIV., König von Frankreich (1638-1715).
  6. Clemens XI. war von 1700 bis 1721 Papst.
  7. Louis XIV. war am 1. September 1715 gestorben.


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